Warum müssen die Sieben Türme erhalten werden?

Kirchen sind ein Ort der Begegnung. Seit Jahrhunderten, gar Jahrtausenden begleiten sie die Menschen in ihrem Alltag. Kinder werden hier getauft, Konfirmationen und Hochzeiten gefeiert, Angehörigen und Freunden Lebewohl gesagt.

Wenn man es sich einmal bildlich vorstellt, wie die Lübecker Innenstadtkirchen erbaut wurden, dürften nicht wenige ins Staunen kommen. Kein Strom, keine Transportmaschinen, kein Aufzug – mit einfachsten Mitteln, dafür aber mit viel Menpower über Generationen hinweg – wurde Stein auf Stein geschichtet, Ziegel um Ziegel hochgetragen, Holz gesägt, Mörtel gemischt. Monumente der Backsteinkunst, darunter St. Marien als „Mutter der Backsteingotik“ wurden von tausenden, zehntausenden fleißigen Hände geschaffen. Was der Großvater begann, beendete der Enkel oder Urenkel. Und ganz ehrlich, wer so alte Kirchen wie die in der Hansestadt betritt, der spürt doch den Geist der damaligen Zeit, oder? Und auch alle die Zeiten dazwischen. Die Menschen, die hier lachten und weinten, die Gebete, die in den hohen Hallen nachklingen.

Kein Turm darf fehlen

Nicht auszudenken, wenn nur einer dieser geschichtsträchtigen Bauten nicht mehr da wäre. Nicht nur die älteren, auch viele junge Lübecker haben Fotos in der Zeitung, im Internet oder im Album der Großmutter von der zerstörten Lübecker Innenstadt gesehen. Die Altstadtsilhouette hat genau sieben Türme, würde nur einer fehlen, wäre Lübeck nicht Lübeck und sehr wahrscheinlich die Altstadt auch nicht UNESCO-Welterbe. Darüber hinaus gibt es bekannte Marken, ob Marmelade oder Marzipan oder auch der kleine Klempnerfachbetrieb, die sich mit den sieben Türmen in ihrem Logo schmücken. Also sind die Türme auch ein Markenzeichen, Wirtschaftsfaktor und Botschafter Lübecks weit hinaus in die Welt. Und es ist nicht vergessen, unter welchen Umständen die Menschen nach dem Krieg ihre Kirchen wiederaufbauten. Stein um Stein, Ziegel um Ziegel.

Die fünf Altstadtkirchen sind Orte des Glaubens und der Kultur. Nicht nur Gottesdienste, sondern wunderbare Konzerte von Orgel- bis Popmusik, Meditationsandachten, Lesungen, Ausstellungen und vieles mehr werden in den geschichtsträchtigen Gemäuern gehalten. Das Gestern trifft das Heute und verweist auf das Morgen – lassen wir die Kirchen offene Orte der Entspannung, Ruhe, Spiritualität, der Trauer, der Sinnsuche und der Freude sein, auch für nachfolgende Generationen.