Scheckübergabe in luftiger Höhe an die Aktion Sieben Türme will ich sehen

Das Bild zeigt (v.l.n.r.): Dr. Cornelia Schäfer, Projektleiterin von „Sieben Türme will ich sehen“, Pröpstin des ev.-luth. Kirchenkreises Lübeck- Lauenburg, Jan-Friedrich Schütt, geschäftsführender Gesellschafter der „Friedrich Schütt + Sohn Baugesellschaft“, und Heike Schumacher, stellvertretende Projektleiterin von „Sieben Türme will ich sehen“ Copyright: Oliver Schmidt, Friedrich Schütt + Sohn Baugesellschaft

Scheckübergabe in luftiger Höhe: Schütt Baugesellschaft spendet 12.390 €

Wir haben nach einem Ort gesucht, von dem aus man die sieben Türme sehen kann

Was machen Jan-Friedrich Schütt, Geschäftsführer der „Schütt Baugesellschaft“, Petra Kallies, die Pröpstin des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Lübeck- Lauenburg, und die Projektleiterin des Projektes „Sieben Türme will ich sehen“ Dr. Cornelia Schäfer sowie Heike Schumacher (stellvertretende Projektleiterin) Mittwoch Vormittag auf dem Ausleger eines Baukrans?

Sie genießen in 35 Metern Höhe die Aussicht auf die sieben Türme Lübecks. Auf der Baustelle an der Ratzeburger Allee sind sie, ausgestattet mit orangenen Helmen, über die Metallsprossen im Inneren des Krangerüsts viele Stufen nach oben geklettert. Auf dem Ausleger, vor der Silhouette der Türme, überreicht Jan-Friedrich Schütt dann den drei Frauen stellvertretend für die Aktion „Sieben Türme will ich sehen“ einen Scheck über stolze 12.390 Euro für die Renovierung der Kirchtürme.

„Wir haben nach einem Ort gesucht, von dem aus man die sieben Türme sehen kann“, erzählt Petra Kallies. Die Idee, die Spende auf einem Kran entgegen zu nehmen, kam von ihr. Höhenangst hat sie nicht, sie kennt die Situation schon von Besuchen auf den Gerüsten der Lübecker Kirchen.

Etwa eine Million Euro im Jahr werden für die Sanierung der Türme benötigt, sagt Projektleiterin Dr. Cornelia Schäfer. Schon jetzt können die Kirchengemeinden nur zwanzig Prozent ihrer Ausgaben aus Kirchensteuern finanzieren. Zurzeit wird an der Marienkirche gearbeitet, für die Türme des Doms laufen vorbereitende Gutachten. „Es ist ein Generationenprojekt“, sagt Kallies. „Zum Beispiel stammen nur etwa 15 Prozent der Steine im Dom aus der Zeit der Erbauung.“

Dass die Friedrich Schütt + Sohn Baugesellschaft als großes Lübecker Familienunternehmen für die Erhaltung der Türme spendet, ist für Kallies „dicht am Thema“. „Die Themen Bauen und Lübeck spiegeln sich sowohl in den sieben Türmen als auch in unserer Firmengeschichte wieder“, sagt Geschäftsführer Jan-Friedrich Schütt. „Wir haben die Spendensammlung anlässlich unseres 70-jährigen Firmenjubiläums initiiert. Die Idee, für die Aktion zu sammeln, ist in unserem Festausschuss entstanden“. Dafür fand sich das Motto „70 Jahre – 7 Türme“. Mitarbeiter und Geschäftspartner hatten großzügig für die Erhaltung der Lübecker Kirchtürme gespendet, und er erhöhte um 10.000 Euro.

Die Jubiläumsfeier fiel leider der Corona-Pandemie zum Opfer. So konnte die Übergabe des Schecks nicht wie geplant dort stattfinden, dafür aber bei bester Aussicht auf einem Kranausleger der Firma Schütt.
 

Interview mit Jan-Friedrich Schütt, Geschäftsführender Gesellschafter der „Friedrich Schütt + Sohn Baugesellschaft“, anlässlich der Übergabe einer großzügigen Spende für „Sieben Türme will ich sehen“

Was bedeuten Ihnen die sieben Türme?

Ich bin gebürtiger Lübecker und habe schon mit der Muttermilch aufgenommen, dass die sieben Türme zu Lübeck gehören.

Wie kam es zu der Idee, eine Spendensammlung für „Sieben Türme will ich sehen“ zu organisieren?

Die Idee ist in unserem Festausschuss entstanden. Anlässlich unseres 70-jährigen Firmenjubiläums haben wir eine Spendensammlung initiiert. Das Motto „70 Jahre – 7 Türme“ kam von unserer Mitarbeiterin Christiana Hönkhaus. Meine Frau und ich fanden diese Idee vom ersten Moment an sehr passend. Die Themen Bauen und Lübeck spiegeln sich sowohl in den sieben Türmen als auch in unserer Firmengeschichte wieder. Mein Großvater hat das Unternehmen in Lübeck gegründet und hier bauen wir bis heute.

Gibt es ein Erlebnis mit einem Kirchengebäude, das Ihren Blick auf Kirchen geprägt hat?

Es ist beeindruckend zu sehen, was Handwerker vor Jahrhunderten geschaffen haben - und diese Bauwerke stehen immer noch. Ich habe mehrmals an Turmführungen in der Marienkirche teilgenommen, die sehr eindrucksvoll waren. Insbesondere in der Weihnachtszeit, wenn man von oben auf die schmalen Gassen und die beleuchteten Girlanden des Weihnachtsmarkts schaut, ist das schon eine besondere Perspektive.

A Propos: Welche Perspektive haben Sie als Bauunternehmer auf die Sieben Türme?

Eine Perspektive ist zunächst einmal, dass ich von meinem Büro in der Wisbystraße aus alle sieben Türme sehen kann. Ich bewundere, was die Baumeister der Kirchen damals unter großen Mühen und mit wenigen Hilfsmitteln geleistet haben. Zum Beispiel waren die Gerüste sehr viel einfacher als heute und komplett aus Holz; die tragende Konstruktion wurde mit eingemauert.

Unsere Volkswirtschaften sind heute viel reicher. Wir könnten uns das leisten, aber wir bauen nicht mehr solche aufwändigen Gebäude wie eine Kirche. Warum ist das so?

Sicherlich liegt es daran, dass die Religion im Mittelalter wichtiger war. Und die lange Bauzeit, oft über mehrere Generationen, spielte eine viel größere Rolle. Kein Bauherr würde heute sagen: Es darf ruhig auch länger dauern oder mehr kosten.

Das Gespräch führte Friederike Grabitz