Heiko Gruhl bereitet den Altar für einen Gottesdienst mit Abendmahl vor. Zu sehen sind Oblaten und Kelche für den Wein.

Heiko Gruhl bereitet den Altar für einen Gottesdienst mit Abendmahl vor. Copyright: Margrit Wegner

Sie behüten den Dom wie ihren Augapfel

Ohne sie würde der Alltag in den Kirchen unter den sieben Türmen nicht funktionieren. Sie sind die ersten, die morgens die große Kirche betreten, und die letzten, die abends die Lichter (und Kerzen) ausmachen.

Ohne sie würde der Alltag in den Kirchen unter den sieben Türmen nicht funktionieren. Sie sind die ersten, die morgens die große Kirche betreten, und die letzten, die abends die Lichter (und Kerzen) ausmachen. Zu ihren Arbeitsgeräten gehören Aufsitzrasenmäher, XXL-Staubsauger und Feuerzeuge an langen Stangen.

Die beiden Küster des Domes erzählen im Interview mit Pastorin Margrit Wegner, was sie an ihrer Arbeit besonders lieben:

Margrit Wegner: Als Küster im Dom habt ihr vielfältige Aufgaben. Welche ist eure liebste?

Markus Meier: Die Arbeit mit den Ehrenamtlichen: Mit den KüsterInnen, den Domwachen.

Heiko Gruhl: Das Highlight der Woche sind und bleiben die Gottesdienste. Da geht es um uns - und um Gott. Bei den weiteren regelmäßigen Küsteraufgaben geht es oft um Verwaltung, Reinigung, Instandhaltung. Das mache ich auch alles sehr gerne, aber Menschen und Gott sind immer wichtiger als Sachen.  

M.W.: Und welche geschieht im Verborgenen, so dass kaum jemand davon etwas mitbekommt?

M.M.: Viel ist wirklich Bürotätigkeit: Absprachen mit Veranstaltern müssen gemacht werden, Kerzen bestellt werden, Pläne für ehrenamtliche Tätigkeiten müssen geschrieben werden, Kollekten müssen abgerechnet werden, Statistiken sind zu führen etc.

H.G: Na, das meiste geschieht im Verborgenen. Viele Gemeindemitglieder sehen mich nur im Gottesdienst im Anzug. Aber den Rest der Woche gibt's hier jede Menge Handwerkliches zu tun. Besucher erwarten von den 7 Türmen Lübecks als Wahrzeichen, das hier alles in Ordnung und sauber ist. Zu Recht, finde ich. Aber es ist viel Arbeit. Die Gottesdienstbegleitung macht gerade mal 20% meiner Arbeitszeit aus.

M.W.: Gibt es etwas, das nervt?

H.G.: Hahaha, ja! Papiertischdecken‎! Wenn man für eine Veranstaltung 84 gleich große Tischdecken zuschneiden muss, das dauert ganz schön lange und nervt.

M.M.: Im Winter morgens um sechs aufstehen und schauen, ob Schnee liegt. Und noch mehr, wenn Schnee liegt: In die Kälte raus und die Wege frei schippen

M.W.Was wird nie zur Routine?

H.G.: Gottesdienste und Konzerte/Kulturveranstaltungen. Man kann routiniert handeln, aber es ist für mich nie Routine, wenn es um Menschen geht. Da bin ich immer wieder offen und aufmerksam im jeweiligen Moment. Und auch wachsam. Bei Großveranstaltungen sind die Sicherheitsaspekte erheblich. 

M.W.: Der Dom ist kein Arbeitsort wie jeder andere. Was gefällt euch dort besonders?

M.M.: In diesem alten, besonderen Gebäude arbeiten zu dürfen, ist für mich ein Geschenk. Seit hunderten von Jahren feiern Menschen hier Gottesdienste. Es ist für mich, als hätten die Mauern die Gebete der vielen Jahre aufgesogen.

H.G.: Sowohl jeden Tag an einem so prachtvollen Ort zu sein, als auch die Mitverantwortung für eines der bedeutendsten Bauwerke meiner Heimatstadt zu haben. „Sieben Türme will ich sehen“, dieser Slogan spricht mir aus dem Herzen. Und um zwei dieser sieben darf ich mich persönlich kümmern. Das macht mir Freude, jeden Tag auf's neue.

M.W.: Was machst Du morgens als erstes, wenn Du in den Dom kommst? Und was ist die letzte Tätigkeit?

M.M.: Morgens: Die Kerze am Lichteraltar entzünden; abends: Den Glockenschlag an der Lettneruhr „in die Nachtruhe schicken“ und anschließend sorgfältig darauf achten, dass alle Türen richtig verschlossen sind.

H.G.: Ich bin gerne früher da als nötig, besonders vor Gottesdiensten und Konzerten, aber auch an jedem „normalen“ Tag. Dann sitze ich hier eine Weile in der Stille, kann noch einen Kakao trinken und in Ruhe ankommen, eventuell privaten Ärger loslassen und mich gedanklich einstimmen auf meinen Arbeitstag. 

MW: Was macht mehr Spaß, Aufsitzrasenmäher fahren oder mit dem riesigen Staubsauger sauber machen?

M.M: Ich will nicht lügen: Staubsaugen macht mir keinen besonderen Spaß; während es ein echtes Vergnügen ist bei Sonnenschein Rasenmäher zu fahren. Insgesamt ist das Schöne an der Tätigkeit aber vor allem die Abwechslung, die Vielfältigkeit der Arbeit.

H.G: So einen Aufsitzrasenmäher zu fahren ist ein Kindheitstraum, Staubsaugen nicht ganz so sehr :-)

M.W.: Das Wort Küster kommt vom lateinischen custos „Hüter, Wächter“. Was hütet ihr genau? 

M.M.: Den Dom als Gebäude, der lange vor uns da war und noch lange nach uns. Und den Dom als Stätte, zu denen Menschen kommen mögen: In Freude und Trauer, in Einsamkeit und Gemeinschaft. Ich möchte ihnen das Gefühl geben, dass sie hier willkommen sind.

H.G.: Je nach Situation. Die Sicherheit von Mitwirkenden und Besuchern bei Gottesdiensten und Veranstaltungen. Die Würde des Kirchraumes, wenn Touristen sich nicht benehmen können (oder wollen). Sowie generell alle Abläufe, und den Dom als Gebäude.  

M.W.: Was war Dein schönster Erlebnis als Küster im Dom?

H.G.: Oh, wir haben hier so viele tolle Sachen! Konzerte! Weihnachten im Dom, und Weihnachtsfeiern von Firmen. Das Osterfest! Kinderfeste! Erntedank! Die Eröffnungsfeiern der Nordischen Filmtage! Und vieles mehr. Da mag ich mich auf keine einzelne Begebenheit festlegen. Es gibt ständig schöne Erlebnisse!  

M.M: Ein einzelnes Erlebnis kann ich nicht nennen; es gab und gibt viele schöne Begegnungen mit (Gottesdienst-) Besuchern, Ehrenamtlichen, Veranstaltern, Musikern.

M.W.: Was macht das ehrenamtliche Küsterteam?

M.M.: Den Dom auf- und zuschließen, Gottesdienste vorbereiten, Hilfe bei Umbauten, Hilfe bei größeren Veranstaltungen, Aufstellen der Weihnachtsbäume, Aufhängen des Adventskranzes.

H.G.: Bei Gottesdiensten und Konzerten haben wir generell Unterstützung aus dem großen ehrenamtlichen Küsterteam. Spezifische Vorbereitungen wie Kerzen anzünden (das sind viele und zum Teil in großer Höhe), Altar vorbereiten, Mikrofone anschließen, Einlasskontrolle, Konzertbesucher zu nummerierten Sitzplätzen leiten, Notausgänge besetzen, und vieles mehr.  

M.W.: Was möchtest Du den Menschen im Dom gerne mitgeben?

M.M.: Seid willkommen.

H.G.: Ein strahlendes Lächeln und das Gefühl, willkommen zu sein.  

Markus Meier im Büro.

Auch Büroarbeit gehört zu den täglichen Aufgaben von Markus Meier. 

Markus Meier zieht die Lettneruhr auf. 

Markus Meier zieht die Lettneruhr auf.