Carlos Blohm am Schreibtisch mit Akten und Heftern.

Wenn Carlos Blohm nicht gerade etwas inspiziert oder plant, wälzt er Akten – wie aktuell zur Sanierung der Domtürme. Copyright: Margrit Wegner

Über die Schulter geschaut: Carlos Blohm im Dom zu Lübeck

Egal, wann man den Dom betritt – Carlos Blohm ist eigentlich immer schon da. Es gibt nur wenige Tage, an denen er nicht im Dom oder irgendwo in der Nähe der Domtürme anzutreffen ist.

Meist sieht man ihn im Gespräch mit Handwerken und Architekten, mit Plänen unter dem Arm und Aktenordnern in der Tasche. Oft trägt er selber Arbeitskleidung, wenn er etwa mit anderen Ehrenamtlichen 400 schwere Domstühle mit neuen Filzgleitern versieht oder die Heizungsfilter reinigt. Sonntags ist er im Anzug da, wenn er im Gottesdienst das Evangelium liest und das Abendmahl austeilt. Und in der Adventszeit umweht ihn ein besonderer Duft. Dann bäckt er nämlich Nussbrot nach Spezialrezept, das er liebevoll verpackt und in seiner ihm eigenen bescheidenen Art still an Mitarbeitende der Gemeinde verschenkt.

Dom so groß wie ein Flugzeug

Carlos Blohm ist studierter Flugzeugbauer. Das merkt man ihm an: „Eine systematische Vorgehensweise und kompromisslose Beachtung der Sicherheit sind Grundvoraussetzung in der Luftfahrt, diese Vorgaben lassen sich auf alle Bautätigkeiten am Dom übertragen,“ sagt er über sein Ehrenamt. „Von seiner Größe her könnte man den Dom mit einem Flugzeug vom Typ A380 vergleichen“, lacht er. „An diesem Muster habe ich vor meiner Rente zwar nicht mehr gearbeitet, aber ich durfte noch einen Streckenerprobungsflug nach Washington miterleben.“

Geboren in UruGuay, Heimat in Lübeck gefunden

Der Dom ist Carlos Blohm seit gut 50 Jahren vertraut. Anfang der 1970ger Jahre, als Student noch, wurde er von Freunden zu einer Aufführung der Beethoven-Oper Fidelio eingeladen. Es war seine erste Begegnung mit einer norddeutschen Backsteinkirche. Bis dahin war es nämlich die kleine Kirche der Deutschen Evangelischen Gemeinde in Montevideo, die seine geistliche Heimat war: Geboren und aufgewachsen ist Carlos Blohm in Uruguay, in Südamerika. „Mich beeindruckte die Größe und die Weite des Gottesdienstraums“, sagt er heute, und er erinnert sich: „Der Ostchor befand sich noch im Wiederaufbau.“ Lübeck und der Dom wurden zur Heimat. Manche seiner schönsten und seiner schwersten Tage hat er im Dom verbracht. Darüber verliert er aber keine großen Worte. Carlos Blohm stellt sich selber nie in den Mittelpunkt. Ihm geht es immer um die Sache. Um den Dom. Um die Türme. Was er für die Gemeinde alles tut? Da wehrt er ab. Das müsse nicht alles genannt werden. Dabei ist es so viel: Er ist aktiv im Kirchengemeinderat. Er engagiert sich ehrenamtlich in der Domwache und im Arbeitskreis Kirchenpädagogik – und kann Menschen nicht nur auf Deutsch und Englisch seinen Dom nahebringen, sondern natürlich auch auf Spanisch. Er hilft den Küstern, wo er kann. Die Ausstellung im Nordturm haben wir ihm maßgeblich zu verdanken, und gerade konzipiert er die Ausstellung im Ostchor mit.

Beharrlich und akribisch

Vor allem aber ist er Vorsitzender des Bauausschusses und damit für alle baulichen Belange der riesigen Kirche und der Gemeindehäuser und Pastorate zuständig. Ohne sein beharrliches, akribisches, stets freundliches und manchmal auch etwas ungeduldiges Zutun wären die Vorarbeiten und die Durchführung der Domtürme-Sanierung längst nicht so weit. „Es wäre schön, fachkundige Unterstützung in den vielfältigen Bauausschussaufgaben für den Dom und die weitern Liegenschaften zu haben. Ich denke auch an den Aufbau eines Nachfolgers, eines jeden Menschen Zeit ist endlich, und man sollte das Feld für die Zukunft gut bestellen“, weiß er.

Viele Interessen

Wenn Carlos Blohm mal nicht im Dom anzutreffen ist, ist er anderweitig aktiv: „Radtouren und Reisen mit meiner Partnerin, Haus und Hof bestellen, Treffen mit meiner großen Familie feiern, Musik hören, lesen…“ zählt er seine zahlreichen Interessen auf. Was ihn bei allem antreibt, hat er als Vertreter des Kirchengemeinderates bei den Konfirmationen den frisch Konfirmierten erklärt: „An einem Tag wie heute erinnere ich mich an meine eigene Konfirmation im Oktober 1961 in Montevideo, Uruguay. Damals bestimmte noch der Pastor den Konfirmationsspruch, und meiner lautete: „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war“ (Philipper 2, 5). Auch wenn ich den Konfirmationsspruch nicht selbst aussuchen konnte, fand ich ihn sehr passend – und ich habe versucht, immer danach zu handeln“.