Fachrestauratorin Christiane Maier beim Freilegen der Wände in der Marientidenkapelle.

Fachrestauratorin Christiane Maier beim Freilegen der Wände in der Marientidenkapelle. Copyright: Ev.-Luth. Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg

Von außen nach innen: Die Sanierung von St. Petri ist eine Erfolg

An der Außenfassade saniert das Bauhüttenteam die Risse im Mauerwerk des 108 m hohen Kirchturms von St. Petri ganz unermüdlich. Voraussichtlich kann Mitte August der obere Teil des Turmgerüsts abgebaut werden. Und im Inneren von Lübecks Wissenschafts- und Kulturkirche erneuern nun drei Restauratorinnen die verwitterten Wände der Marientidenkapelle. Das alles ist möglich dank der Spenden vieler Lübecker und einer jüngst zugesagten Finanzspritze der Rudolf-August Oetker Stiftung.

„Alles läuft gut“, sagt Pastor Dr. Bernd Schwarze zu den vor einem Jahr begonnenen Baumaßnahmen im Außenbereich, seine Sorgen seien begrenzt, dass die Arbeiten teurer werden als geplant. Über die öffentliche Unterstützung sei man sehr froh und ganz ausdrücklich dankt der St.-Petri-Pastor allen Spendern und Förderern, die sich im Rahmen der Aktion „Sieben Türme will ich sehen…“ für ihre Lübecker Innenstadtkirchen einsetzen. 1.212.927,93 Euro ist die stolze Summe, die Schirmherr Lienhard Böhning anlässlich eines Pressegespräches am Mittwoch verkünden konnte. Insgesamt werden die für drei Jahre vorgesehenen Baumaßnahmen an St. Petri allerdings 2,8 Millionen Euro kosten. Nach Angaben von Architektin Liane Kreuzer, der Leiterin der Kirchenbauabteilung, veranschlagt man für den ersten von drei Bauabschnitten 1,14 Millionen Euro, davon fallen 6 bis 7 % für die Freilegungen im Innenbereich an. Zum Glück hat die Rudolf-August Oetker Stiftung eine großzügige Unterstützung dafür zugesagt.

Auch Architekt Christoph Diebold ist zufrieden, da man im Zeitplan sei und schon im nächsten Monat die oberen sechs von insgesamt 25 Lagen an der 50 Meter hohen Backsteinfassade abrüsten könnte. Voll des Lobes ist er für das Bauhüttenteam des Kirchenkreises, das „den ganzen Winter durchgearbeitet hat“. Neben Instandsetzungen am beschädigten Mauerwerk liegen jetzt noch Naturstein-, Blitzschutz- und Klempnerarbeiten an. Der für das Gelingen der St. Petri-Sanierung verantwortliche Architekt bleibt zuversichtlich, dass man am Ende des Jahres die unterste Gerüstlage erreicht habe. Das Mauerwerk hatte durch eintretende Feuchtigkeit bereits erheblich gelitten, so dass die Fugen jetzt wieder geschlossen werden müssen. Zur fachmännischen Verbauung der über 800 Jahre alten Außenfassade nutzt die Bauhütte geschätzte 15.000 Kilogramm eines mittelalterlichen Mörtelmix. Damit sollen 2.000 Quadratmeter Fugen erneuert werden. „Die das Gerüst verdeckende Plane hat übrigens nirgends Zorn hervorgerufen“, sagt Pastor Schwarze. Vielmehr habe das dort abgebildete Auge, das auf die Stadt schaut, Aufmerksamkeit erzielt und sei auch zu einem Postkartenmotiv geworden.

Parallel zu den Arbeiten am Kirchturm wird auch im Innenbereich seit einigen Tagen eifrig gearbeitet: Die Oberfläche der Wände der Marientidenkapelle hinter dem Kiosk des Südturms wird durch drei Fachrestauratorinnen neu gesichert. Restauratorin Christiane Maier ist eine von ihnen. Sie schaut der Kapelle „hinter die Tapeten“ und schützt dabei zum Vorschein kommende Wandmalereien. „Alles, was durch das Papierabnehmen freigelegt wird, dokumentieren wir, bevor es wieder verklebt wird“, sagt sie. Bereits Ende der 1980er wurde das durch den Bombenangriff am Palmsonntag 1942 zerstörte Kircheninnere saniert. Dabei sei es eher um die Sicherung als um die Freilegung besonderer Funde gegangen, sagt die Expertin. Auch heutzutage steht das Sichern im Vordergrund – „aus Kostengründen muss man das Freilegen von Malereien der nächsten Generation überlassen“, sagt Liane Kreuzer, deren Team vor zweieinhalb Jahren bei der Herstellung des Kassentresens feststellen musste, dass die Wandflächen beschädigt waren. Mit Japanpapier kleben die Fachrestauratorinnen die Wände nun erneut ab: Das Papier antünchen, Stück für Stück auf den Ziegel zurück, dann kommt eine neue Schicht darauf. Mitte September sind die Sanierungen im Innenraum voraussichtlich abgeschlossen.