Pröpstin Petra Kallies, Herr Böhning und Bürgermeister Jan Lindenau (mit einem aufgespannten regenbogenfarbenen Regenschirm) stehen nebeneinander in der St.-Marien-Kirche

Auftaktveranstaltung zur Sanierung der Marientürme: Pröpstin Petra Kallies, Herr Böhning und Bürgermeister Jan Lindenau Copyright: Ev.-Luth. Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg

2020 sollen die Türme von in St. Marien wieder in ganzer Schönheit erstrahlen

Adventsmusik, Gespräche, Fotografien und Informationen rund um die Sanierung der Zwillingstürme von St. Marien gab es zur Auftaktveranstaltung und die Kirche leuchtete - innen wie außen.

Der Auftakt zur Sanierung der Zwillingstürme von St. Marien zu Lübeck war festlich. Adventsmusik, Gespräche, Fotografien und Informationen unter Mitwirkung von Bürgermeister und neuem Schirmherr des Projekts „Sieben Türme will ich sehen“ Jan Lindenau, Pröpstin Petra Kallies, Marienpastor Robert Pfeifer sowie viele Gäste brachten die Ratskirche zum Leuchten – innen wie außen.

Gerüstet für die Türmesanierung

„Der Turm von St. Jakobi wurde vor langer Zeit saniert und hält, St. Petri konnten wir dieses Jahr glücklich beenden – dafür ein großes Danke - und nun sind wir gut geübt für die Türme von St. Marien und dann vom Dom“, so Pröpstin Petra Kallies. Bisheriger Schirmherr Lienhard Böhning gab das Staffelholz, einen bunten Regenschirm, an Bürgermeister Jan Lindenau weiter. „Schon in der Vergangenheit haben die Lübecker gezeigt, dass wenn sie etwas wollen, dann schaffen sie das auch“. Liane Kreuzer, Leiterin der Bauabteilung des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg, schilderte in einem kurzen Vortrag die Ergebnisse der Voruntersuchungen, die Schäden und die Sanierung der St.-Marien-Türme.

Sanierung kostet eine Million Euro

Diese beginnt Im Frühjahr 2019 und 2020 sollen die Türme wieder ohne Gerüst in ihrer ganzen Pracht zu sehen sein. Die Kosten der Sanierung der 125 Meter hohen Türme mit vier Meter dicken Mauern wird rund eine Million Euro kosten. In einer fünfjährigen Beobachtungs- und Untersuchungszeit wurden die Rissbewegungen im Mauerwerk der beiden Türme, die chemischen und statischen Ursachen für die Schäden sowie die Mauerwerksfeuchtigkeit untersucht und analysiert. Alleine diese Untersuchungen kosteten rund 450.000 Euro. Die Erkenntnisse sind Grundlage für das Sanierungskonzept der Türme.

Sonderführungen werden angeboten

Als Besonderheit werden bei der Sanierung Führungen hoch auf das Gerüst angeboten, damit Interessierte quasi hautnah dabei sein können. Und sie können so den immer wiederkehrenden Riss sehen, der den Experten lange ein Rätsel war, soll durch eine Soll-Riss-Fuge aus Ziegel und Gipsmörtel geschlossen werden und das Mauerwerk vor weiter eindringendem Wasser schützen. Insgesamt haben sich viele kleinere Risse gebildet. Zur Ausbesserung dieser Risse muss das Mauerwerk geöffnet (60 Zentimeter tief) und neu aufgemauert werden. Abschließend wird alles mit einem speziell angefertigten Hochbrandgipsmörtel wieder verfugt. Zusätzlich werden am Mauerwerk 200 Quadratmeter schadhafte Verfugungen ausgebessert.

Durch das Eigengewicht des Turmes und der ungenügenden Einbindung zum Ziegelmauerwerk drücken sich 82 Granitquader an einigen Stellen der Turmecken heraus. Sie sollen durch Edelstahlanker befestigt werden. Und es müssen 49 mittelalterlichen Anker entrostet werden. Dazu muss das Mauerwerk entfernt und anschließend wieder neu aufgemauert werden. Für sämtliche Mauerarbeiten werden 19.250 Steine benötigt, davon 30 Formsteine. Außerdem müssen 1500 Quadratmeter der Fassade mit Hand und Bürste gereinigt werden und die Gesimsabdeckung ausgebessert werden, damit kein Regen und somit Feuchtigkeit eindringt.

Feuchtigkeit soll draußen bleiben

Zukünftig soll kein Tropfen Wasser mehr in das Mauerwerk eindringen, da ansonsten das Mineral Thaumasit entsteht, als Reaktionsprodukt bestimmter fester Stoffe mit Wasser im Mörtel des Mauerwerks bildet. Thaumasit ist volumenmäßig größer als die Summe der Ausgangsstoffe – somit entstehen enorme Druckkräfte, die sich durch Risse entladen.

Die Finanzierung der Sanierung erfolgt durch Kirchensteuermittel des Kirchenkreises, durch angefragte Unterstützung von Lübecker Stiftungen und zirka ein Drittel der Kosten trägt die St.-Marien-Kirchengemeinde.

Mehr Infos und Spendenmöglichkeiten gibt es unter www.sieben-tuerme-luebeck.de.

Hintergrund

Die St.-Marien-Kirche ist eine der drei größten Kirchen Deutschlands und wurde von 1277 bis 1351 erbaut. Sie gilt als „Mutterkirche der Backsteingotik“, weil sie Vorbild für 70 weitere Kirchen im Ostseeraum wurde und gehört zum UNESCO Welterbe der Lübecker Altstadt. In der Nacht vom 28. auf den 29. März 1942 brannte die Kirche durch einen Bombenangriff vollständig aus. Der Wiederaufbau begann kurz nach Kriegsende und war 1959 abgeschlossen. Diese Tatkraft der Lübecker, die auch die anderen Innenstadtkirchen unter großen Kraftanstrengungen wiederaufbauten, zeigt die große Verbundenheit zu ihrer Hansestadt. Und, dass Lübeck ohne die Sieben Türme nicht dieselbe Stadt wäre.