Acht Jahre und 23 Millionen Euro:
Aufwändige Sanierung der Dom-Zwillingstürme

Die Dom-Türme wurden seit 2017 drei Jahre untersucht. Im April 2021 wurden die Ergebnisse präsentiert. Die bevorstehende Sanierung der Dom-Türme inklusive des Mauerwerks wird rund acht Jahre dauern und 23 Millionen Euro kosten.

Die Schäden sind teils im Material der Kirche selbst begründet, teils als „Erbe“ der zerstörerischen Wirkung der Bombardierung Lübecks 1942 und teilweise als normale Alterungsprozesse einzustufen.

Die anstehende Dom-Sanierung in bewegten Bildern

Die Architekten Christoph Diebold, Jürgen Rösing (Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg) und Alexander Draacke sowie Marco Quandt, Hüttenmeister der Kirchenbauhütte des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg, gaben dem NDR-Team Auskunft über die anstehende Sanierung der Dom-Zwillingstürme. Sie erklärten zunächst an den Planungsskizzen und dann am Objekt selbst, warum der Dom saniert werden muss und wo die Herausforderungen liegen. Auch Pastorin Margrit Wegner kommt zu Wort und erzählt über die Vorbereitungen zur Sanierung aus ihrer Sicht und warum der Dom für Lübeck so wichtig ist.

Die Schäden

Das Expertenteam aus Architekten, Bauhistorikern und Ingenieuren listete die Schäden auf, die unter Einsatz der Fotogrammetrie mit Unterstützung einer Drohne, eines Laserscanners, Tachymeters, 3D-Druckers, Kernbohrungen und einer rastermikroskopischen Analyse sichtbar wurden. Bereits mit bloßem Auge erkennbar sind große Risse im Mauerwerk über mehrere Stockwerke und Schäden an allen Seiten der beiden Türme und der Giebelseite des Mittelschiffes einschließlich des Gewölbes. Auch fielen Gesteinsstücke ab, sodass einige Bereiche geschützt werden müssen.

 

Fortschreitender Prozess

Der Verfall des Mauerwerks ist ein fortschreitender Prozess, bedingt durch die Abtragung von Material durch natürliche Einflüsse wie Wind und Wetter. Dadurch geht der Ziegelschale die Witterungsbeständigkeit immer weiter verloren. Ursachen sind eindringende Feuchtigkeit, Frostschäden und Ausschwemmen der Fugen- und Mauermörtel. Wenn nichts getan werden würde, droht sogar der Verlust der Standfestigkeit der Türme. Die Experten nahmen auch die Reparaturmaßnahmen vergangener Jahrhunderte unter die Lupe – teils um die Schäden vom Ursprung her zu verstehen, teils um zu lernen und auch um dieses Wissen zu dokumentieren und an nachfolgende Generationen weiter zu geben.

Die Erkenntnisse

Punktuelle Eingriffe werden nicht helfen, es müssen fast alle Außenflächen und zum Teil auch Innenflächen saniert werden, sind sich die Fachleute einig. Sie werden in einer Phase der Methodenfindung einzelne Bereiche differenzieren und für diese Sanierungsbausteine entwickeln. Bei früheren Sanierungen wurde die äußere defekte Schale repariert, ohne sie mit dem Kernmauerwerk zu verankern. So entstand eine „Tapete“ und haftet lediglich durch Reibung an der Hintermauerung.

Die Sanierungsmaßnahmen

Derzeit bereiten sich die Fachleute mit folgenden Fragen auf die Sanierung vor: Wie können die Schalenmauerwerke an das Kernmauerwerk dauerhaft angeschlossen werden? Wie geht man mit temperaturbedingten Längenänderungen des Mauerwerks um? Welche Bereiche sind komplett abgängig aufgrund des vorgefundenen Materials? Welche Bereiche können erhalten werden? Welche Fugen- und Mauermörtel werden verwendet? Die Antworten sollen innerhalb des Probebauabschnittes zur Festlegung der einzelnen Sanierungsmethoden gefunden werden und fließen in das Sanierungskonzept ein.

Untersuchung der Neigung

Die Dom-Türme werden zudem während und nach der Sanierung auf ihre Neigung mit einem Festpunktmonitoring untersucht, um Erkenntnisse zur Dynamik der Türme und der Nachhaltigkeit des Bauuntergrundes des Doms zu erhalten. Denn dieser steht auf einem instabilen Fundament, wie die Experten feststellten. Die Sanierung der Türme kann davon unabhängig durchgeführt werden. Eine Sanierung des Fundaments folgt eventuell zu einem späteren Zeitpunkt.

Sanierungsbeginn

Insgesamt sind sieben Bauabschnitte geplant. Der erste mit 2.928.000 Euro kann beginnen, sobald dessen Finanzierung gesichert ist. Es folgen die weiteren sechs Bauabschnitte, die zwischen 2.745.000 und 3.907.000 Euro kosten werden. Als Sanierungszeit geben die Experten acht Jahre an.
Um die Sanierung finanzieren zu können, sind kirchliche Eigenmittel, öffentliche Zuschüsse, Fördermittel von Stiftungen sowie Spenden von Privatpersonen und Unternehmen erforderlich.

Die Geschichte des DOMs

Die Wurzeln des DOMs reichen in die Zeit Heinrichs des Löwen, der 1173 den Grundstein für die dreischiffige Hallenkirche legte. Ihre Fertigstellung dauerte ganze 70 Jahre. 

Der Lübecker Dom ist der erste große Backsteinkirchbau an der Ostsee und mit 130 Meter Länge eine der längsten Backsteinkirchen. Die Hansestadt besaß mit dem Bischofssitz eine Strahlkraft, die weit über die Grenzen der Stadt hinausreichte. Auch nachdem die Bischöfe ihren Sitz 1309 nach Eutin verlegt hatten, blieb der Dom als Bischofskirche neben den Pfarrkirchen ein wichtiger geistlicher Mittelpunkt der Stadt. Heute predigen Bischöfe der Nordkirche in regelmäßigen Abständen hier. Neben dem bekannten 17 Meter hohen Triumphkreuz von Bernt Notke, das 1477 geweiht wurde, beherbergt der Dom zwei Marienfiguren. Die beiden Türme des Doms fielen wie der Turm von St. Petri und die Doppeltürme von St. Marien den britischen Bombern in der Palmarumnacht 1942 zum Opfer – sie brannten am nächsten Tag und stürzten ein. Der Dom mit der Paradies-Vorhalle an der Nordseite ist Teil des UNESCO-Welterbes Lübecker Altstadt. Seine mehr als 800jährige Geschichte zeugt von Aufbau, Zerstörung und Wiederaufbau.

Hier können Sie online spenden.

Kontonummer Sieben Türme-Projekt:

Ev.-Luth. Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg
IBAN: DE98230501010162966600
Bank: Sparkasse zu Lübeck

IBAN: DE41230901420005441188
Bank: Volksbank Lübeck

Verwendungszweck: Spende Sieben Türme
Bitte Name und Anschrift für die Spendenbescheinigung nicht vergessen!

Für die  Sanierung der Dom-Türme wurde ein zusätzliches Konto des Förderkreises der Domgemeinde eingerichtet:

Konto:  bei der Sparkasse zu Lübeck
IBAN:  DE 13 2305 0101 0160 4143 14
BIC: NOLADE21SPL
Bei Überweisungen bitte den Verwendungszweck: „Sanierung der Dom-Türme“ angeben.